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  IWAN PUNI. BIOGRAFISCHE ANGABEN РУ FR DE EN

Über Iwan Puni wurden viele Artikel und viele Ausstellungskataloge veröffentlicht. Seine Hauptbiographin war seine Witwe Xenia Boguslawskaja (Xana), die ihren Ehemann um 15 Jahre überlebte. Als professionelle Künstlerin und erfahrene Kunsthändlerin widmete sie ihr Leben der Förderung der Arbeit ihres Mannes. Nach seinem Tod begann sie mit der Erstellung seines Werkverzeichnisses, veranstaltete ein Dutzend Museumsausstellungen und veröffentlichte ein Dutzend Kataloge. Es scheint, dass niemand außer ihr die genauesten und detailliertesten Informationen über Punis Leben und Werk haben sollte. Viele Autoren, die über ihn schrieben, vertrauten später ihren Veröffentlichungen. Die Realität erwies sich etwas komplexer und reicher: Es stellte sich heraus, dass Xana sich erlaubte, vieles zu bearbeiten – sowohl in Punis Werk als auch in seiner Biografie. Im Nachlass – mit dem Ziel, verlorene Werke (vor allem Reliefs, aber auch Gemälde und Grafiken) wieder aufzustellen. In seiner Biografie verschwieg sie einige Details (zum Beispiel Punis Dienst als Postbeamter) und machte ihren Mann aus einem unklaren Grund um 4 Jahre jünger, indem sie sein Geburtsjahr von 1890 auf 1894 verschob. Dennoch ist der von Xana gelegte Grundstein weiterhin die wichtigste Wissensquelle über Iwan Puni.
Hier sind die Hauptmonographien zu Puni, in denen man auch eine umfangreiche Liste der ihm gewidmeten Veröffentlichungen findet:
  1. Berninger, Herman & Cartier, Jean-Albert. Pougny. Jean Pougny (Iwan Puni) 1892—1956. Catalogue de l'oeuvre. Tome 1: Les Années d'avant-garde, Russie — Berlin, 1910—1923. Tübingen, Éditions Ernst Wasmuth, 1972.
    Berninger, Herman. Pougny. Jean Pougny (Iwan Puni) 1892—1956. Catalogue de l'oeuvre. Tome 2: Paris-Cote d’Azur, 1924—1956, Peintures. Tübingen, Éditions Ernst Wasmuth, 1992.
    Zweibändiges Werkverzeichnis, die Hauptquelle über das Leben und Werk von Iwan Puni. Das Material für diesen Katalog wurde von Xana zusammengestellt, die darauf basierenden Texte wurden von Cartier verfasst und Berninger organisierte die Veröffentlichung im Ernst-Wasmuth-Verlag. Weitere Informationen zu dieser zweibändigen Quelle befinden sich im Abschnitt WERKVERZEICHNIS.
  2. Iwan Puni. 1892—1956. Katalog zur Ausstellung des Musée d’Art Moderne de la Ville de Paris und der Berlinischen Galerie. Bearb. v. Jean-Louis Andral, Jean-Claude Marcadé und Marie-Anne Chambost. Stuttgart, Hatje, 1993.
    Katalog der Ausstellung (1993) in Paris und Berlin zum 100. Geburtstag von Iwan Puni, Ausgaben auf Französisch und Deutsch. Dies ist die seriöseste und wissenschaftlichste aller Veröffentlichungen über Puni, doch selbst sie wurde von einem zweifelhaften Relief aus der berüchtigten „Curt-Benedict-Sammlung“ nicht verschont.
  3. 0,10 Iwan Puni. Werke aus der Sammlung Herman Berninger, Zürich und Fotografien der russischen Revolution aus der Sammlung Ruth und Peter Herzog, Basel. Ausstellungskatalog Museum Jean Tinguely, 2003.
    Katalog der Ausstellung (2003) im Tinguely Museum, die der Berninger-Sammlung gewidmet war. Trotz des reichhaltigen Faktenmaterials (Dokumente und Fotografien, die Berninger von Xana erhalten hat) kann dieses Buch leider nicht als seriös angesehen werden: In den 90er Jahren wurde ein älterer Sammler über die Echtheit von Punis Werken aus der Petrograder Zeit getäuscht und hat mehr als zwei Dutzend Fälschungen erworben (und ausgestellt). Man fühlt sich unwohl beim Lesen der Passagen in seinem Katalogartikel, wo die Legende zur Provenienz dieser Fälschungen beschrieben wird.
  4. Сарабьянов, Дмитрий. Иван Пуни, 1892—1956 (серия «Художники русской эмиграции»). М.: Искусство-XXI век, 2007.
    Diese Monographie – die erste und bislang einzige in russischer Sprache – wurde mit großer Sympathie für den Künstler verfasst und beschreibt ausführlich seinen Schaffensweg. Leider vertraute Dmitri Wladimirowitsch den vorigen Veröffentlichungen über Puni und den von Berninger bereitgestellten Angaben. Dadurch wanderten unter anderem nicht überprüfte Informationen in das Buch hinein. Auch einige neu eingeführte unauthentische Werke sorgen für Enttäuschung.
In den letzten Jahren wurden viele Archivrecherchen durchgeführt, welche reichhaltiges neues Material geliefert haben, das es uns ermöglicht, Angaben über Puni zu korrigieren und zu ergänzen. Neues Material wurde teilweise in den folgenden Artikeln veröffentlicht:

Biografische Angaben, korrigiert und ergänzt
 vor 1917 werden die Daten nach dem alten Kalender angegeben

22. März 1890,
St. Petersburg
Iwan Albertowitsch Puni wurde in der Familie des Cellisten Albert Cesarewitsch Puni und seiner Frau Lydia Michailowna geboren; Am 4. April 1890 wurde er getauft in der Matvejewskaja-Kirche – der Pfarrkirche des Apostels Matthäus, Ecke Matvejewsky Gasse und Bolshaja Pushkarskaja Straße in St. Petersburg. Punis Haus – Bolschoi Prospekt, 56 – gehörte zu deren Pfarrei. Lange Zeit war es üblich, Punis Geburtsjahr fälschlicherweise mit 1894 oder 1892 anzugeben; seine Geburtsurkunde wurde von uns im Oktober 2019 im Historischen Zentralarchiv in St. Petersburg entdeckt (ЦГИА 19-125-1092). Iwan selbst wusste, dass sein Geburtstag am 22. März 1890 war und gab ihn (z.B. im Bewerbungsformular beim Eintritt ins Postamt im Jahr 1915) korrekt an (siehe hierfür А. Родионов. Новое о выставке «0,10» и о ее организаторе Иване Пуни // Искусствознание, №1-2, 2020, с. 232-271).
Iwans Vater, Albert Cesarewitsch Puni (28. März 1848, London – 18. Oktober 1925, Kuokkala) spielte Cello am Mariinsky-Theater. Er war Sohn des italienischen Komponisten Cesare Pugni (31. Mai 1802, Genua – 14. Januar 1870, St. Petersburg) und der Engländerin Maria Linton, die 1851 von London nach St. Petersburg zogen.
Iwans Mutter, Lydia Michailowna Lomakina, in der ersten Ehe Saltykowa, in der zweiten Puni (2. Mai 1848, Dorf Worontsowo, Bezirk Kaljasinski, Provinz Twer - 15. Juni 1905, St. Petersburg) war Gutsbesitzerin und die Witwe von Sergei Saltykov (1829-1872), einem Bruder von M.E. Saltykow-Schtschedrin.
Nach dem Tod von Iwans Mutter hat sein Vater die Hauserzieherin Julia Michailowna Kaul geheiratet und die beiden von ihr geborenen unehelichen Töchter offiziell anerkannt. Dafür verließ er den Katholizismus, schloss sich der Orthodoxie an und änderte seinen Namen zu Andrei. Weitere Informationen über Iwans Kindheit und Familie befindet sich unter: А. Родионов. Расшифровывая Пуни. Часть 1. Ранние годы // Вестник истории, литературы, искусства, т. XV, 2022, с. 144-162.
Geburts- und Taufurkunde von Iwan Albertowitsch Puni. Metrisches Buch der Matvejewskaja-Kirche (ЦГИА 19-125-1092) Iwan Puni als Kleinkind
1890
Mit Maria, der älteren Schwester
ca. 1896
1899-1902 Studium in der 1. Klasse der Realschule innerhalb Karl-May-Schule (September-Dezember 1899), dann am Wwedenskaya-Gymnasium (1. und 2. Klasse, September 1900 - Mai 1902).
1902–1907 Am 1. September 1902 wurde er als Intern in die 3. Klasse des Nikolajewski Kadettenkorps (St. Petersburg, Officerskaja Str. 23) eingeschrieben. Erfolgreicher Abschluss fand im Mai 1907 statt (zum "Vize-Unteroffizier" befördert und "zur Seite freigelassen").
Zeichnung von Iwan Puni zur Aufnahmeprüfung in die 3. Klasse des Kadettenkorps
Mai 1902
1904 1907 1907, Kuokkala
Iwan Puni (mit Hut) steht; in der Mitte sitzen: Iwans Stiefmutter – Julia Michailowna Puni (geborene Kaul; 1863–18.8.1933, Kuokkala) und sein Vater Andrei Cesarewitsch Puni (28. März 1848, London – 18. Oktober 1925, Kuokkala); Auf seinem Schoß sitzen ihre Töchter (Iwans Halbschwestern) Olga (Olga Andrejewna Puni, verheiratet Kobyljanskaja-Gorjanskaja; 23.07.1903–1981, Paris) und Julia (Julia Andrejewna Puni, verheiratet Efron; 28.01.1901–22.03.1993, Bloomfield, USA).
1908-1910 Er nahm privaten Zeichenunterricht in St. Petersburg.
1910-1912 Erste Reise nach Paris. Er wurde in der Werkstatt in Rue Campagne Première, 9 gesichtet (zusammen mit Yuri Annenkow). Besuchte Privatschulen, darunter Akademie Julian. Bei einem Streifzug durch Neapel traf er Xana (Xenia Boguslawskaja, eine Bekannte aus Kuokkala), die dort an der Akademie studierte.
Xana in den Karpaten
1911
Xana in Lviv auf dem Weg nach Neapel
1911
Xana
1912
Juri Annenkow. Porträt von Iwan Puni. 1911, Paris Juri Annenkow. Porträt von Iwan Puni. 1912, Paris, rue Campagne Première 9
1912 Im Frühjahr kehrte er nach St. Petersburg zurück und nahm an der 4. Ausstellung des Verbands der Jugend (4.-25. Dezember 1912) mit dem Gemälde „Frühstück“ teil, was eine lebhafte Diskussion auslöste.
1913 Gemeinsam mit Xana nahm er aktiv am Leben der Futuristen teil; ihre Wohnung an der Ecke Bolschoi-Prospekt und Gatschinskaja-Straße wurde zum Treffpunkt für die Futuristen. Vorbereitung des Sammelbands "Brüllender Parnass". Teilnahme an der 5. Ausstellung des Verbands der Jugend (10. November 1913 – 12. Januar 1914) mit drei fauvistischen Gemälden (Landschaft, "Der Schnitter" und "Susanna und die Alten").
1914 Reise nach Europa (Paris, Marseille, Brüssel). Teilnahme am 30. Salon des Indépendants (drei Gemälde: Badende, Interieur, Selbstporträt). Korrespondenz mit Malewitsch, Vorbereitung der Ausstellung "Tramway W". Rückkehr nach Russland mit dem Kriegsausbruch.
1915 "Die erste futuristische Gemäldeausstellung "Tramway W"" (3. März – 2. April 1915, Kleiner Saal der Gesellschaft zur Förderung der Künste); Puni ist der offizielle Veranstalter.
Ende Februar trat er als Beamter in den Postdienst ein und arbeitete dort bis zum Juli 1918.
"Die letzte futuristische Gemäldeausstellung "0,10"" (19. Dezember 1915 – 19. Januar 1916, Dobychinas Art Bureau); Puni ist erneut der offizielle Veranstalter.
Er nahm an zwei weiteren Ausstellungen dekorativer und angewandter Kunst in der Lemercier-Galerie teil (Moskau, 6. November – 7. Dezember 1915 und 26. Dezember 1915 – 26. Januar 1916).
1916 12. Januar 1916 - "Populärwissenschaftlicher Vortrag von Suprematisten" (zusammen mit Malewitsch) an der Tenischew-Schule. Teilnahme an fünf Ausstellungen.
1917 Mitglied des Künstlerbundes und des Denkmalschutzausschusses. Teilnahme an drei Ausstellungen. Veröffentlichung eigener Märchen für Kinder.
1918 Beteiligte sich an der Dekoration von Petrograd für die Mai- und November-Feiertage. Ab Oktober 1918 - Mitarbeiter der Abteilung Bildende Künste des Volkskommissariats für Bildung und Professor der Staatlichen Freien Kunstwerkstätten (ПГСХУМ; bis Ende 1919). Teilnahme an zwei Ausstellungen.
1919 Auf Einladung von Chagall reiste er zusammen mit Xana und einem Teil seiner Studenten nach Witebsk, von Januar bis April 1919 arbeitete er dort an der Kunstschule. Er war Mitglied des Kollegiums für Kunst und künstlerische Industrie der Gouvernement Witebsk (M. Chagall – Vorsitzender des Kollegiums, X. Boguslawskaja – Leiter der Abteilung für Kunstindustrie, I. Puni – Leiter der Abteilung für Kunstagitation und Propaganda). Er veröffentlichte zwei Artikel in der Zeitung "Kunst der Kommune" (Petrograd) und fünf Artikel in der Zeitung "Revolutionäre Kunst" (Witebsk). Nach der Rückkehr nach Petrograd unterrichtete er weiterhin an ПГСХУМ und führte einige Aufträge für die Porzellanfabrik durch. Teilnahme an zwei Ausstellungen, darunter der Ersten Staatlichen Freien Ausstellung im (ehemaligen) Winterpalais.
1920 Zwischen dem 16. und dem 23. Februar 1920 brach er zusammen mit Xana und dem Ehepaar Schuchajew über das Eis des Finnischen Meerbusens nach Finnland auf. Am 16. November 1920 - Ankunft in Berlin.
1921 Einzelausstellung in der Galerie Der Sturm (Februar 1921). Veröffentlichung (zusammen mit Hausmann, Arp und Moholy-Nagy) des "Aufrufs zur elementaren Kunst" in der Zeitschrift "De Stijl".
1922-1923 Er kommunizierte viel mit führenden europäischen Künstlern, zu seinem Freundeskreis gehörten: Piet Mondrian, Amédée Ozenfant, Gino Severini, Rudolf Belling, László Moholy-Nagy, Hans Richter, der aus Russland gekommene Karl Zalit sowie Dadaisten (Kurt Schwitters und andere).
Er nahm am Ersten Kongress der Union internationaler fortschrittlicher Künstler in Düsseldorf (29.-31. Mai 1922) teil, wo er im Mittelpunkt einer Diskussion über das Wesen moderner Kreativität stand. Insgesamt nahm er an sechs Ausstellungen teil, darunter der Ersten Russischen Ausstellung (Galerie Van Diemen, Oktober-Dezember 1922) und als Mitglied der Novembergruppe.
Am 3. November 1922 hielt er im Berliner Haus der Künste einen Vortrag über zeitgenössische Kunst. Veröffentlichung der Broschüre „Moderne Malerei“ (Berlin, 1923, Hrsg. L.D. Frenkel).
1923, Herbst Umzug nach Paris. Seitdem stellte er regelmäßig aus.
1925 Einzelausstellung in der Galerie Barbazanges.
1933 Einzelausstellung in der Galerie Jeanne Castel.
1940 Aufgrund der Besetzung von Paris durch die Nazis zieht das Ehepaar Puni zusammen mit dem Ehepaar Delaunay nach Südfrankreich (Antibes).
1942 Rückkehr nach Paris.
1943 Einzelausstellung in der Galerie Louis Carré.
1947 Erhalt der französischen Staatsbürgerschaft, das Dekret wurde am 24. August veröffentlicht.
1947-1956 Einzelausstellungen: Galerie de France (1947, 1950), Knoedler (1949, 1952), Adams Brothers (1950), Coard (1953, 1956).
1950 Er erlitt einen Schlaganfall.
1952 Ernennung zum Ritter der Ehrenlegion.
1956, 28 Dezember Iwan Puni erlitt einen Herzinfarkt; Von der Werkstatt wurde er in das Pariser Hopital Boucicaut gebracht, wo um 12:50 Uhr der Tod festgestellt wurde. Die Beerdigung fand am 2. Januar 1957 auf dem Friedhof Montparnasse statt.